„Die Blickrichtung drehen“: Das May-Ayim-Ufer

„The Empire writes back“ – dieser Titel eines zentralen Klassikers postkolonialen Denkens fasst prägnant zusammen, wofür das May-Ayim-Ufer in Berlin Kreuzberg heute steht, nämlich für ein Denkmal gegen Rassismus als Folge des deutschen und europäischen Imperialismus und Kolonialismus. Das Ufer versinnbildlicht die bumerangartige Bewegung postkolonialen Erinnerns: Wurde diese Stelle im nach Weltmacht strebenden Kaiserreich nach Otto von der Groeben einem deutschen Kolonialpionier, benannt, drängten gut hundert Jahre später die Geister der früheren kolonialen Peripherien in die ehemals kolonialen Metropolen wie Berlin, um an erlittenes Unrecht zu erinnern. Seit der offiziellen Umbenennung durch die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg 2010 erinnert die Kaianlage an die Schwarze deutsche Autorin und Feministin May Ayim, die ihre Erfahrungen von Rassismus und Ausgrenzung in Deutschland zum Motor ihres Schreibens und ihres Aktivismus gemacht hatte. Entwicklungspolitische Nicht-Regierungsorganisationen und Interessenverbände von Afrikaner:innen und Afro-Deutschen wie AfricAvenir, die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, die Werkstatt der Kulturen und der Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag sowie das Bündnis 90/Die Grünen stießen dieses Vorhaben an und machten es mit den Stimmen der SPD und der Partei Die Linke zur ersten erfolgreichen, wenn auch noch heute kontrovers diskutierten, postkolonialen Straßenumbenennung im wiedervereinigten Deutschland.

Straßenumbenennungen nahmen in der deutschen Aufarbeitung der lang verdrängten Kolonialvergangenheit von Anfang an eine zentrale Rolle ein.[2] Mittlerweile sind mehrere Straßen in Berlin und anderen deutschen Städten umbenannt oder stehen kurz davor. Der Streit und die Debatte darüber sind nicht abgerissen. Dennoch ist das May-Ayim-Ufer inzwischen ein Erinnerungsort zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte Deutschlands. Gleichzeitig ist diese Straße für die Kraft des Wortes, der Literatur und des Engagements gegen einen jahrhundertelangen Entmenschlichungsprozess, wofür das koloniale Kapitel in der deutschen und europäischen Geschichte steht, von großer Bedeutung.

 

Otto von der Groeben und der deutsche Kolonialismus

Alles begann mit einer in der Nähe liegenden hölzernen Brücke, die Friedrichshain und Kreuzberg über die Spree verband, zu Zollzwecken diente und welcher die heutige Oberbaumbrücke den Namen verdankt. Im Jahre 1895, zehn Jahre nach der Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter den europäischen Mächten auf der Berliner Konferenz, verlieh Kaiser Wilhelm II. persönlich der Straße den Namen „Gröbenufer“ nach Otto Friedrich von der Groeben (1656–1728). Damit entriss er diese Stelle aus ihrem Dämmerzustand und signalisierte zugleich die Wiederbelebung der expansionistischen, überseeischen Seite brandenburgischer Geschichte. Denn der gewaltige Industrialisierungs- und Modernisierungsschub im Kaiserreich hatte den Wunsch geweckt, an jene Tradition anzuknüpfen und, ähnlich wie andere europäische Mächte, Zugang zu Ressourcen und Märkten in eigenen Kolonien zu gewinnen.

Groeben hatte 1682 im Auftrag des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688) die Expedition an die afrikanische Guineaküste geleitet, um dort einen Handelsstützpunkt für Brandenburg-Preußen zu errichten. Wie viele Europäer strebten die Brandenburger damals wirtschaftliche Expansion durch Teilhabe am aufstrebenden Überseehandel an, wobei sie hauptsächlich am Erwerb von Gold, Elfenbein, Pfeffer und Sklav:innen interessiert waren. Während seines Aufenthaltes in den Niederlanden hatte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Vorteile des Handels in Übersee beobachten können. Auch sein Onkel und Vorbild, Jakob II., Herzog von Kurland (1610–1681), „besaß“ eine Kolonie an der Mündung des Gambia.

Für die geplante Expedition des Kurfürsten brachte der 1656 in Napraten im Ermland geborene Otto von der Groeben, Sohn eines brandenburgischen Offiziers, gute Voraussetzungen, hatte er doch schon ab dem Alter von 17 Jahren zahlreiche Reisen in Italien, Malta, Ägypten, Palästina, Zypern, Spanien, Frankreich und England unternommen. Unter seiner Leitung segelten 1682 zwei Fregatten namens Moriaen und Churprinz von Brandenburg von Glückstadt an der Elbe an die afrikanische Westküste. Dort, in der Nähe des heutigen Princess Town, kommandierte Otto von der Groeben die Errichtung der Station Groß-Friedrichsburg und legte damit den Grundstein für die erste bis 1717 währende „deutsche“ Kolonie im heutigen Ghana, für einen regen Tauschhandel sowie für den Einstieg Brandenburg-Preußens in den transatlantischen Versklavungshandel: Mitgebrachte Handfeuerwaffen, Munition, einfache Eisenerzeugnisse und auch Rubinglas wurden gegen Elfenbein, Gold und Versklavte eingetauscht. Auf den beiden Fregatten unter seiner Leitung sollten Versklavte nach Europa und bis nach Amerika verschleppt werden.[3] Als er im Sommer 1683 mit der Moriaen zurückkehrte, ehrte ihn der Kurfürst als den Gründer der ersten brandenburgischen Kolonie und belohnte ihn mit der Anwartschaft auf die Amtshauptmannschaft über Marienwerder und Riesenburg.

Auch wenn sich der Handel in Groß Friedrichsburg letztendlich als nicht so profitabel wie erhofft erwies, war die anfängliche Entwicklung des Handels mit Edelmetallen, anderen Rohstoffen und Versklavten aus brandenburgischer Sicht zunächst positiv. Denn schon 1686 konnte Kurfürst Friedrich Wilhelm seine Wirtschaftspartner mit einer Abfindung zufrieden stellen und allein die Leitung der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie übernehmen. Um den Versklavungshandel aus Afrika prosperieren zu lassen, sorgten die Brandenburger für eine Niederlassung in der Karibik: der kurbrandenburgische Marine-Generaldirektor Benjamin Raule (1634–1707) einigte sich 1685 mit Vertretern der dänischen Westindien-Kompanie über die Verpachtung eines Teils der karibischen Insel St. Thomas an Brandenburg. Mit solchen Vorstößen war Kurfürst Friedrich Wilhelm nicht nur am transatlantischen Sklavenhandel beteiligt, sondern wurde auch zu einem „der geistigen Väter der deutschen Kolonialpolitik von 1884/85 bis 1918/19“.[5]

 

Das Gröbenufer und die Gewerbe- und Kolonialausstellung im Kaiserreich

Die kolonialen Ambitionen im Kaiserreich kamen nicht nur durch die Namensgebung der Uferstraße zum Ausdruck, sondern auch durch die in unmittelbarer Nähe stattfindende Gewerbe- und Kolonialausstellung vom 1. Mai bis 15. Oktober 1896 in Berlin Treptow, die wiederum mit dem Gröbenufer in Verbindung stand. Hier waren im Rahmen der Planungen für die Ausstellung zwei Anlegestellen entstanden – vom Doppelkai aus konnten die interessierten Personen direkt per Schiff zur Kolonialausstellung fahren, wobei sie die neugotische, „deutsch“ anmutende Oberbaumbrücke passierten, um danach symbolisch in internationale Gewässer zu gelangen. Teile der Anlage (sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt) sind nach einer Restaurierung zwischen 2009 und 2011 restauriert und zugänglich – in den ehemaligen Wartehallen für den Bootsverkehr befindet sich heute ein Restaurant.

Wie kaum ein anderes Ereignis stellten Weltausstellungen im ausgehenden 19. Jahrhundert den Inbegriff absoluter Modernität dar und brachten die Machtansprüche europäischer Staaten zum Ausdruck. So fand die erste Weltausstellung im Jahre 1851 im Londoner Hyde Park unter dem Titel „Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations“ statt. Auch Frankreich veranstaltete in Paris eine „Exposition Universelle“ im Jahre 1867, und die USA 1876 in Philadelphia die „International Exhibition of Arts, Manufactures and Products of the Soil and Mine“. Getrieben von Fortschrittsglauben und nationalistischem Wettbewerbsdenken dienten sie der Präsentation von Erfindungen, von technischen und industriellen Produkten, dem Wissensaustausch sowie nationaler Inszenierung.

Vor allem deutsche Industrielle, Bankiers und Geschäftsleute erhoben seit der Kaiserreichsgründung den Anspruch, eine internationale Ausstellung auf deutschem Boden, vorzugsweise in Berlin, nach dem Vorbild anderer Großmächte zu veranstalten. So hieß es etwa 1880 in der Streitschrift „Eine Weltausstellung in Berlin“: „An Deutschland ist die Reihe, die Völker zu empfangen. […] Berlin, die jüngste der Reichshauptstädte, muß internationalen Cercle halten. […] Berlin wird alte Vorurtheile, die gegen das ehemalige wendische Fischerdorf bestehen, zerstreuen, es wird selbst die Reste seiner kleinbürgerlichen Vergangenheit abschütteln und sich als Weltstadt fühlen lernen.“[6]

Bei der Berliner Gewerbe- und Kolonialausstellung – eine der wenigen „Völkerschauen“, die staatlich getragen wurde – präsentierten sich etwa 300 Unternehmer, die erheblich von den deutschen Kolonien profitierten, manche von ihnen wie etwa Bahlsen oder die Deutsche Bank existieren noch heute. Die Ausstellung hinterließ in Berlin zwar keinen 600 Meter langen spektakulären Kristallpalast aus Glas und Eisen wie in London, keine Rotunde wie in Wien, keine Champs de Mars mit Eiffelturm als Gedächtnisort, sondern einen vergleichsweise bescheidenen Neubau der Oberbaumbrücke. Dieser fand zwischen 1894 und 1896 nach den Entwürfen des Architekten Otto Stahn und der Firma Siemens & Halske, dem Vorgänger des heutigen Siemens-Konzerns, statt. Wie es für den Historismus typisch war, interpretierte der neugotische Brückenstil die nationale Geschichte neu und belebte sie zugleich: Die zwei markanten und fast identischen Türme, die den mittleren Brückenbogen flankieren, sollten an deren Vergangenheit als Wasserzollstelle erinnern. Während einer von ihnen rund ist und den Berliner Bären auf der Spitze trägt, ist der andere achteckig und stellt den Brandenburgischen Adler zur Schau. Unterhalb der zwei Stockwerke der Brücke befindet sich für Fußgänger:innen ein Kreuzgang, der mittelalterlichen Klostergängen nachempfunden wurde. Auf der neuen Oberbaumbrücke führten Trambahnlinien und neben der Brücke fuhren Ausflugsschiffe 1896 zur Gewerbe- und Kolonialausstellung.

Wie der Titel bereits verrät, bestand ein Teil der Exhibition aus der sogenannten 260×380 Meter großen „Deutschen Colonial-Ausstellung“. Nachdem das Deutsche Reich 1894 mit der Besetzung von Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika und weiteren Gebieten in Asien eine junge Kolonialmacht geworden war, wollte es sich als solche durch ein Kolonialspektakel inszenieren.

Bis zum Ersten Weltkrieg und der Verbreitung des Films zählten Kolonialausstellungen und sogenannte Völkerschauen zu den beliebtesten Massen- und Unterhaltungsphänomenen: So fanden zwischen 1875 und 1930 etwa 400 Menschenschauen in Deutschland statt.[7] Die Infrastruktur der frühen Globalisierung ermöglichte diese, die kolonialrassistischen Strukturen erleichterten das Veranstalten von Völkerschauen. Vorstellungen wie die auf der Berliner Weltausstellung,  aber auch auf Jahrmärkten und Vergnügungsparks sorgten für deren Verbreitung.[8] Sogenannte „Eingeborenendörfer“ am Karpfenteich im östlichen Teil des Treptower Parks wurden aufgestellt, „bewohnt“ von hunderten Afrikaner:innen aus den deutschen Kolonien: Duala aus Kamerun, Ewe aus Togo, Herero und Nama aus dem heutigen Namibia, Massai aus Ostafrika sowie muslimische Ostafrikaner:innen, die als Araber:innen bezeichnet wurden,[9] Menschen aus Burundi, Ruanda und Papua-Neuguinea.  Sie alle waren aus den deutschen Kolonien in Afrika und Ozeanien als Darsteller:innen angeworben und nach Deutschland verschifft worden.[10] Der Anthropologe Felix von Luschan fotografierte sie nicht nur, sondern nahm die damals üblichen anthropologischen Schädelmessungen vor und sicherte sich das Recht, die Toten zu obduzieren.[11] Ihre Namen lassen sich auf den Listen im Katalog der Kolonialausstellung neben gestohlener Kunst und Artefakten finden: Sie hießen etwa Petrus Jod, Hazina, Yondra, Friedrich Maharero oder Salim Bin Faraja. Wie die Dauerausstellung „zurückgeschaut I looking back“ zur Geschichte von Kolonialismus, Rassismus und Widerstand im Museum Treptow seit 2017 zeigt,[12] waren viele von ihnen wohlhabend, gut ausgebildet und kamen aus einflussreichen Familien. Einige waren nach Deutschland gekommen, um sich über Deutschland zu unterrichten und diplomatische Beziehungen zu knüpfen, wie etwa der 22-jährige Friedrich Maharero, Sohn des Hererochiefs Samuel Maharero, der in Begleitung zweier weiterer Chief-Söhne und eines Dolmetschers angereist war. Während seines Aufenthalts erhielt er zusammen mit Ferdinand Demondja, Petrus Witbooi und dem Dolmetscher Kamatoto eine Audienz beim Kaiser Wilhelm II.[13] Dennoch mussten sie nach den Strapazen und trotz Krankheit aufgrund der wochenlangen, beschwerlichen Schiffsreise, sich in „exotische“ Kostüme kleiden und sich über ein halbes Jahr lang von morgens bis abends von faszinierten Augen Schaulustiger anstarren lassen. Ihre Aufgabe bestand hauptsächlich darin, die europäische Vorstellung eines angeblich authentischen und rückständigen Afrikas vorzuspielen.

Die Ausstellungsveranstalter gaben genau vor, was für ein Spektakel von den „kulturlosen Wilden“ erwartet wurde: Zum Beispiel musste um 12 Uhr in einem Dorf das Mittagessen vorbereitet, um 18 Uhr in einem anderen ein Tanz aufgeführt werden. Nach Feierabend begaben sie sich in enge Baracken, wo sie ohne jegliche Privatsphäre untergebracht waren.[14] Als hygienisch vorbeugende Maßnahme besuchte sie ein Arzt einmal die Woche, der sie hauptsächlich auf ansteckende Krankheiten untersuchte. Dazu wurden sie ähnlich wie beim Militär in ein Zimmer gebracht und einer öffentlichen gemeinsamen Untersuchung unterzogen. Jedoch stellte man dieses als unwürdig empfundene Verfahren nach Protesten bald ein.[15] Andere Darsteller:innen weigerten sich außerdem, in angeblich typischen afrikanischen Trachten aufzutreten, waren sie doch zuhause daran gewöhnt, in Hemd und Frack zu erscheinen. Der Kameruner Kwelle Ndumbe wählte gar eine stille, aber originelle Protestform: Mit einem Opernglas starrte er sitzend auf die Menschen zurück, die in die Ausstellung strömten, um die Menschen aus den Kolonien zu begaffen.[16] Insgesamt besuchten über 7,4 Millionen Menschen die Ausstellung innerhalb der knapp sieben Monate.[17] Aussagekräftig für die damalige imperiale Denkweise war, dass die Kolonialausstellung nicht Teil der eigentlichen Hauptausstellung, sondern durch eine Straße räumlich abgetrennt war. Nichtsdestotrotz stellte sie eine der Ausstellungssektionen dar, die das meiste Interesse auf sich zog.

Auch wenn die Berliner Gewerbe- und Kolonialausstellung hinsichtlich der internationalen Resonanz mit der Londoner und Pariser nicht konkurrieren konnte und die Weltstadtgefühle im Provinziellen verfangen blieben,[18] nahm sie im lokalen und nationalen Kontext eine große Bedeutung ein. Sie trug dazu bei, den Anschluss an technischen Entwicklungen zu gewinnen, die Minderwertigkeitskomplexe Berlins zu überwinden und den Status der Stadt als preußische und Reichshauptstadt zu behaupten. Außerdem bot sie eine „Demonstration des Fremden“[19], stellte das „Eingeborenendorf“ vor und die größte Gruppe kolonialer „Landsleute“, die damals auf einmal ihren Weg nach Deutschland fanden.

Obwohl sie am Rande vor allem als Exotika der Unterhaltung dienten, trugen solche damals in Mode gekommenen Völkerschauen erheblich zu einem menschenverachtenden und negativen Bild Afrikas bei, das als rückständig betrachtet wurde. Der Kontrast zwischen den modern ausstaffierten Ausstellungshallen samt neuester technischer Erfindungen und den einfachen „Eingeborenenhütten“ mit ihren archaischen Handwerksformen fiel auf. Er unterstrich das Bild des „primitiven Afrikas“ und des „Anderen“ und trug so dazu bei, es im kollektiven Gedächtnis zu verfestigen.

Die Ausstellungen beweisen außerdem, dass die vergleichsweise kurze deutsche Kolonialzeit nicht ein unbedeutendes Kapitel deutscher Geschichte darstellt, in welchem nur einige wenige involviert waren, sondern auch die „breite Masse“ erreichte. Diese sollte sich von der Überlegenheit der „eigenen“ Kultur und der Sinnhaftigkeit von Deutschland als Kolonialmacht und der „Missionierung“ der „Wilden“ überzeugen und sich dabei amüsieren.[20]  Initiativen wie diese machten es auf Jahrzehnte unmöglich, dass sich Schwarze Deutsche wie May Ayim in Deutschland zu Hause fühlten und ein normales Leben führen konnten.

 

Die Straßenumbenennung 2010

Mit dem symbolischen Akt der Umbenennung des Gröben- in May-Ayim-Ufer bezweckten die Kommunalpolitiker:innen von Friedrichshain-Kreuzberg einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Kolonialismus und Rassismus in Berlin und in Deutschland. Damit brachten die Initiator:innen zum Ausdruck, dass sie Figuren wie Otto von der Groeben auf Grund seiner Rolle beim Einstieg Brandenburg-Preußens in den Versklavungshandel – der zudem im Kaiserreich als Gallionsfigur des deutschen Kolonialismus galt – nicht für vorbildlich hielten. Vielmehr sollte die Straße an die Dichterin, Pädagogin, Aktivistin und Feministin May Ayim erinnern, die noch im 20. Jahrhundert unter den Folgen von Kolonialismus und des damit verbundenen Rassismus litt. Sie lieferte viele Ansätze für eine kritische Auseinandersetzung mit beiden Phänomenen in Deutschland und avancierte zur Vorreiterin der afrodeutschen Frauenbewegung und afrodeutschen Bewegung.

May Ayim, eigentlich Sylvia Brigitte Gertrud Opitz, wurde am 3. Mai 1960 in Hamburg als Tochter der Deutschen Ursula Andler und des Ghanaers Emmanuel Ayim geboren und verübte im Alter von 36 Jahren Suizid in Berlin Kreuzberg. Kurz nach ihrer Geburt kam sie in ein Säuglingsheim, wo sie ihre ersten 18 Lebensmonate verbrachte. Die Pflegefamilie Opitz adoptierte sie kurz danach und erzog sie in Münster zusammen mit ihren biologischen Kindern. An der Universität Regensburg, an der Ayim das Studium der Psychologie und Pädagogik aufnahm, begann sie sich mit der Geschichte von Afrikaner:innen und Schwarzen in Deutschland auseinanderzusetzen und politisch zu engagieren. Ihre Diplomarbeit „Afro-Deutsche. Ihre Kultur- und Sozialgeschichte auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen“ ist das Ergebnis dieser Beschäftigung.

Vor allem in der multikulturellen Umgebung Berlins, wohin sie 1984 zog, entfaltete sich diese Seite Ayims. Hier fühlte sie sich eher zu Hause; hier hatte sie die Möglichkeit, Kontakt zu Afrodeutschen und anderen nationalen und internationalen Figuren der feministisch-antirassistischen Bewegung zu pflegen und sich zu engagieren. 1986 wurde ihre Diplomarbeit als Kapitel im Sammelband „Farbe bekennen – Afro-Deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“ veröffentlicht. Dieser von ihr mit Katharina Oguntoye (*1959) und Dagmar Schultz (*1941) herausgegebene Band gilt als Grundstein der afrodeutschen Bewegung in Deutschland. Außerdem war Ayim Gründungsmitglied der Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland (ISD), der westdeutschen Form der heutigen Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, die mit anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen erheblich zu Straßenumbenennung wie dieser und zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte Berlins und Deutschlands beitrug. In Berlin verfasste May Ayim im Rahmen ihrer logopädischen Ausbildung 1990 auch die Arbeit „Ethnozentrismus und Sexismus in der Sprachtherapie“. Diese belegt ihr tiefes Interesse an den Themen Rassismus im Alltag und den Zusammenhang zwischen Rassismus und Sprache.

Durch die Straßenumbenennung von Gröbenufer in May-Ayim-Ufer wurde der koloniale Bezug zwar erhalten, durch den Perspektivwechsel wird er jedoch ganz anders bewertet. So wollten Bündnis 90/Die Grünen, „die Auseinandersetzung mit deutscher Kolonialgeschichte und ihre Auswirkungen in der heutigen Zeit befördern“. Weiterhin sollten, wie Elvira Pilcher als kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg bei der Umbenennungsfeier ausführte, Erinnerungsräume kreiert werden, mit denen sich auch Menschen mit transnationalen Lebensläufen identifizieren könnten.[21]

 

Die Debatte um die Straßenumbenennung

Dass diese symbolische postkoloniale Geste auch im Jahre 2010 in Berlin noch nicht unumstritten war, zeigt die heftige Kontroverse, die ihr in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg vorausging und in den Medien folgte. Das erste Problem auf dem Weg zur Umbenennung, das es zu überwinden galt, waren die geäußerten Zweifel, ob das Gröbenufer tatsächlich nach Otto Friedrich von der Groeben benannt worden war. Nachdem diese Frage geklärt war, entzündete sich die eigentliche Polemik an der Frage, ob Otto von der Groeben überhaupt die angemessene Person sei, um ein Exempel gegen Kolonialismus und Rassismus zu statuieren. Dem Historiker Götz Aly zufolge war Otto von der Groeben „nur“ ein „Söldner, Abenteurer und Forschungsreisender“, der im Dienst Brandenburgs die „Minikolonie“ bzw. das „Koloniechen“ Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana mitbegründet habe,[22] die schon 1717 durch Friedrich-Wilhelm I. an die Holländer verkauft worden sei. Im Juni 2009 äußerte sich auch der Historiker Ulrich van der Heyden in seinem Artikel „Gröblicher Rufmord an von der Gröben“ empört über diese Wahl.[23] Es sei zwar nichts gegen Straßenumbenennungen einzuwenden, argumentierte van der Heyden, aber er sei der Meinung, dass dafür die falsche Straße ausgewählt worden sei, denn Otto von der Groeben sei kein Profiteur des Sklavenhandels gewesen: Seiner Meinung nach habe Otto von der Groeben „keine materiellen Voraussetzungen für den menschenverachtenden transatlantischen Sklavenhandel“ geschaffen.[24] Diese Einschätzung über Otto von der Groeben wies allerdings der Historiker Christian Kopp in seiner eigens angefertigten Studie „Otto Friedrich von der Gröben und der brandenburgisch-preußische Sklavenhandel“ als beschönigend zurück. Zwar sei Otto von der Groeben kein Sklavenhändler im klassischen Sinne gewesen, „[f]ür gutes Geld“ aber und eine Handvoll junger Schwarzer Diener ist er mit zwei zum Sklavenhandel ausgesandten Schiffen an die Goldküste gesegelt, um dort eine Handelskolonie zu begründen, die auch dem Sklavenhandel dienen sollte.“[25] Laut Kopp sei es nicht plausibel, dass sich Otto von der Groeben der Bestimmung der von ihm selbst gegründeten Festung nicht bewusst gewesen sei.[26] Denn laut kurfürstlichem Auftrag vom 17. Mai 1682 sollte die Fregatte Churprinz, das größere Schiff, 500 Sklaven aus Westafrika nach Berbices (Guyana) bringen, und das Schiff Moriaen 100 Sklaven nach St. Thomas (Jungferninseln) transportieren, 60 Sklaven verkaufen und mit den übrigen nach Hamburg zurückkehren.[27]

Für Wirbel in der Umbenennungsdebatte sorgte auch Götz Alys dagegen vorgebrachter Einwand, dass Geschichte kein „Selbstbedienungsladen zum aktuellen Gebrauch“ sei: „Die Straßennamen einer Stadt dokumentieren Denkweisen, Erfahrungshorizonte, Irrtümer und Scheingewissheiten der jeweiligen Epoche. Deshalb sind sie lehrreich“.[28] Aus diesem Grund sollten sie beibehalten werden, so Aly. Der bereits erwähnte und als Gutachter fungierende Historiker Christian Kopp, die Anglistin Susanne Arndt und die grüne Politikerin Elvira Pilcher erwiderten darauf, dass man dieser Logik folgend auch die Straßennamen, die an nationalsozialistische Vergangenheit erinnerten, nicht hätte antasten dürfen.[29] Die damalige Sklaverei könne auch nicht mit dem Zeitgeist legitimiert werden, so Kopp weiter, denn schon damals hätte es Proteste von deutschen und holländischen Siedlern gegen die Versklavung und den Handel mit Menschen gegeben.[30]

Es fällt bei dieser öffentlichen Auseinandersetzung auf, dass der von den Initiatoren gewünschten Reflexion über Kolonialismus und Rassismus in der deutschen Gesellschaft kaum Platz eingeräumt wurde, dass May Ayims Werk kaum zur Sprache kam und ihre Biobibliographie nur sehr kurz, und manchmal sogar abfällig erwähnt wurde.[31] Stattdessen gab es eine Fokussierung auf die oben genannten Fragen, die vor allem eine nationale Perspektive zum Ausdruck brachten.

Als die Sachlage noch komplizierter machend erwies sich der Umstand, dass das Gröbenufer nicht nur für einen Ort der Erinnerung an Kolonialismus und Rassismus steht, sondern auch für ein dunkles Kapitel deutscher und europäischer Geschichte, genauer gesagt für die tragischen Schicksale von Menschen während des Kalten Krieges und der Teilung Berlins. Denn genau am Gröbenufer verlief die Sektorengrenze während des Kalten Krieges, wobei die Spree zu Ost-Berlin gehörte. In den 1960er und 1970er Jahren fielen an dieser Stelle die Kinder Cengaver Katranci (9 Jahre alt), Siegfried Kroboth (5), Giuseppe Savocca (6) und Çetin Mert (5) in die Spree und ertranken, da DDR-Grenzsoldaten jedes westliche Eingreifen verboten hatten und selbst nichts unternahmen, um sie zu retten. West-Berliner:innen ihrerseits trauten sich nicht, den Kindern trotzdem zur Hilfe zu kommen. Zusätzlich kamen mehrere Menschen bei ihrem Fluchtversuch über den Fluss in den Westen an dieser Stelle ums Leben.

Während des Kalten Krieges wurde auch die naheliegende Oberbaumbrücke ihrem ursprünglichen Zweck entfremdet: Anstatt als Verbindung zu fungieren, mutierte sie zur gefürchteten Grenze zwischen Ost und West: Zuerst sperrten die DDR-Behörden die Brücke für Autos und Straßenbahnen und 1955 auch für Motorräder und Fahrräder. Während Fußgänger:innen sich noch hin und her über die Brücke bewegen konnten, war nach dem Mauerbau am 13. August 1961  auch damit Schluss, außer wenn freigekaufte politische Gefangene aus der DDR ausreisen durften. Der Kalte Krieg verwandelte somit die Brücke zur befestigten und schwer kontrollierten Mauer. Dass viele ältere Westberliner:innen das Gröbenufer vor allem mit diesen dramatischen Ereignissen verbanden und fürchteten, diesen Erinnerungsort zu verlieren, trug womöglich auch zur heftigen Umbenennungsdebatte bei. Daher wurde die Umbenennung nur unter der Bedingung zugestimmt, dass auch der dort umgekommenen Menschen gedacht werden müsse. Heute erinnern am Ufer angebrachte Gedenksteine an sie.

 

Otto von der Groeben und May Ayim: Durch Kolonialgeschichte vereinigt

Auch wenn Otto von der Groeben und May Ayim sehr unterschiedliche Menschen waren, getrennt durch 300 Jahre, ist es genau diese Geschichte und deren Vermächtnis für die Gegenwart, die beide Persönlichkeiten eint. Ihre Lebensläufe verdeutlichen, dass Kolonialismus kein „exotisches“ Abenteuer oder nur ein „buntes“ Kapitel der deutschen Geschichte war, sondern ein in vielerlei Weise gewaltsames und ausbeuterisches System, das über 500 Jahre währte, fast 85 Prozent der Erdoberfläche betraf und dessen Konsequenzen in heutigen wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten noch immer zu beobachten sind. Am europäischen Kolonialismus beteiligte sich Deutschland unmittelbar oder mittelbar fast von Beginn an.

Zum Vermächtnis des Kolonialismus gehören auch der in der deutschen Gesellschaft vorhandene Rassismus und generelle Vorurteile gegen „Andere“. Die verhältnismäßig geringe Anzahl Schwarzer Menschen in Deutschland und die zumindest oberflächliche Übereinstimmung des deutschen mit anderen europäischen Formen des Rassismus gegen Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe weisen darauf hin, dass es sich um lange gewachsene Vorurteile handelt, die sich im deutschen und europäischen Bewusstsein verfestigten und von Generation zu Generation tradiert wurden. Der Kolonialismus ist dabei ein – wenn nicht der – zentrale Faktor. Während Rassismus für die europäische weiße Mehrheitsgesellschaft kaum wahrnehmbar ist, stellt er hingegen für die Betroffenen eine traumatisierende Erfahrung dar.

Für diese Erfahrung in Deutschland legt kaum ein Leben und Werk besser Zeugnis ab als das May Ayims. Noch drei Jahrhunderte nach Otto von der Groebens Expedition nach Ghana, als der europäische Rassismus und die damit verbundene „rassische Hierarchisierung“ Schwarze Menschen fast auf eine Stufe mit Tieren rückte, und damit deren Ausbeutung begründete, erlebte May Ayim in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Unmöglichkeit, ein normales Leben in Deutschland zu führen, weil sie Tochter eines Schwarzen Medizinstudenten aus Ghana war. Ihr Werdegang stellt ein Paradebeispiel für das Unvermögen der deutschen Gesellschaft dar, eine Schwarze Frau als deutsch und als Teil der sozialen Normalität zu betrachten. May Ayim, erfüllte die von der Mehrheitsgesellschaft und deren Vertreter:innen immer wieder formulierten „Integrationsvoraussetzungen“: Sie trug einen deutschen Namen, kam in Deutschland zur Welt und wurde in einer deutschen Familie sowie in deutschen Erziehungsinstitutionen sozialisiert.  Trotzdem wurde sie aufgrund ihrer Hautfarbe als „nicht-deutsch“ gesehen. Die Existenz als permanente Projektionsfläche Dritter war so stark, dass es ihr unmöglich wurde, sich völlig mit den Deutschen und Deutschland zu identifizieren. Der Schmerz, der daraus entstand, kam vor allem in ihrer Erfahrung der „Wende“, die sie „Sch-einheit“ nannte,[32] zum Ausdruck. Diese historische Zäsur erlebte sie als Albtraum: „Als die Mauer fiel, hatte ich zeitweilig die Befürchtung, erschlagen zu werden. Nicht viel Angst oder keine große Angst, aber mehr als sonst.“[33] Zum einen, weil es ihr die rassistische Gewalt in Deutschland vor Augen führte, zum anderen, weil es ihr auch zeigte, dass die deutsche Identität nicht auf dem Territorialprinzip und einer Sozialisation basierte, sondern vor allem auf dem Abstammungsprinzip. Obwohl „Ostdeutsche“ fast ein halbes Jahrhundert in einem ganz anderen System lebten, wurden sie nach der Wende als „deutscher“ gesehen als May Ayim und „anders aussehende“, aber in Westdeutschland sozialisierte Menschen: „Ebenso wie andere Schwarze Deutsche und ImmigrantInnen wußte ich, daß selbst ein deutscher Paß keine Einladung zu den Ost-West-Feierlichkeiten [am 09. November 1989] darstellte. Wir spürten, daß mit der bevorstehenden innerdeutschen Vereinigung eine zunehmende Abgrenzung nach außen einhergehen würde – ein Außen, das uns nicht einschließen würde. Unsere Beteiligung am Fest war nicht gefragt.“[34]

Als Folge ihrer schmerzvollen Erfahrungen suchte May Ayim eine außerterritoriale, geistige „Heimat“ im Verbund mit anderen Menschen, die Ähnliches erlebt hatten oder dachten. Vor allem die Schwarze US-Frauenbewegung, insbesondere Audre Lorde (1934–1992), Dichterin und Vorbild der US-amerikanischen „Schwarzen Frauenbewegung“, wirkten inspirierend auf sie und befeuerte ihren Aktivismus.

Auch in der Dreieckkonstellation, die in May Ayims Identitätssuche zwischen den Kontinenten Europa – Afrika – Amerika zum Ausdruck kommt, spiegelt sich das Erbe des Kolonialismus und des unmenschlichen atlantischen Dreieckhandels im Deutschland des 20. Jahrhunderts wider. An dieses Erbe erinnert nun das May-Ayim-Ufer, das von der Pfuelstraße im Nordwesten bis zur Oberbaumstraße im Südosten Berlins verläuft und das Ufer zur Spree bildet.

 

 

 

 

 

 

 

provided by FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum

Abb. 1: Audre Lorde und May Ayim auf dem Winterfeldtmarkt, Berlin, 1991, Fotograf*in: Dagmar Schultz, Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin FU Archiv, C Rep. 40 Acc. 3 Nr. 5 Berlin 2.20, Dagmar Schultz

Abb. 2: May Ayim lesend, o.O., vor 1990, Fotograf*in: Dagmar Schultz, FFBIZ - das feministische Archiv e.V. FFBiZ, C Rep. 40 Acc. 3 Nr. 12 Berlin 2.20, Dagmar Schultz

Abb. 3: Postkarte „Gruss aus Berlin“ mit Ansicht der Doppelkai-Anlage und Oberbaumbrücke, Berlin, o.J., FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum

Abb. 4: Doppelkai-Anlage mit Figuren und Leuchtturm, Berlin, 1930er Jahre, aus: Stadtumbau West – Kreuzberg – Spreeufer, H263 Stad, XXX FHXB Museum

Clara Ervedosa

ORT

Groebenufer

HEUTE

May-Ayim-Ufer

Zitieren des Artikels

Clara Ervedosa: „Die Blickrichtung drehen“: Das May-Ayim-Ufer. In: Kolonialismus begegnen. Dezentrale Perspektiven auf die Berliner Stadtgeschichte. URL: https://kolonialismus-begegnen.de/geschichten/die-blickrichtung-drehen-das-may-ayim-ufer/ (03.03.2025).

Literatur & Quellen

[1] Artikel „Gröben, Otto Friedrich v. d.“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 706–707, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Groeben,_Otto_Friedrich_von_der&oldid=-)

[2] Hauptsächlich seit der Wiedervereinigung lenkten zivilgesellschaftliche Gruppen, vor allem Black Communities und People of Color mit ihrem Wissen und Engagement die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema. Verschiedene Veröffentlichungen und Initiativen wie „Berlin Postkolonial“, das Bündnis „Decolonize Berlin“ oder die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniale Erbe“ trugen zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte erheblich bei.

[3] Kopp, Christian, ‚Mission Moriae‘ – Otto Friedrich von der Gröben und der brandenburgisch-preußische Sklavenhandel“, (2009), S. 6. Online abrufbar unter: : http://www.afrika-hamburg.de/PDF/kopp_groeben.pdf [letzter Zugriff: 30.03.2013].

[4] Van der Heyden, Ulrich, „Sklavenfestungen an der Küste Ghanas als Erinnerungsorte. Das Beispiel Großfriedrichsburg – ein Denkmal deutsch-afrikanischer Beziehungen“ in: Speitkamp, Winfried (Hg.), Kommunikationsräume – Erinnerungsräume. Beiträge zur transkulturellen Begegnung in Afrika, München 2005, S. 101–120, hier S. 105.

[5] Ebd., S. 104.

[6] Zit. nach Geppert, Alexander C.T., „Weltstadt für einen Sommer: Die Berliner Gewerbeausstellung 1896 im europäischen Kontext“, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Jg. 103, Heft 1 (2007), S. 434-448, hier S. 434.

[7] Dreesbach, Anne, „Gezähmte Wilde“. Die Zurschaustellung ‚exotischer‘ Menschen in Deutschland 1870-1940, Frankfurt a. Main 2005, S. 3. Zu dem gleichen Phänomen in anderen europäischen Ländern wie etwa Österreich vgl. Schwarz, Werner Michael, Anthropologische Spektakel. Zur Schaustellung „exotischer“ Menschen. Wien 1870-1910 / Wien 2001.

[8] Herfert, Caroline, „„Geh’n wir mal zu Hagenbeck…“. Das Hamburger Traditionsunternehmen als Schau-Fenster in die koloniale Welt“, in: Zimmerer, Jürgen / Todzi, Kim (Hg.), Hamburg: Tor zur kolonialen Welt: Erinnerungsort der (post)kolonialen Globalisierung, Göttingen 2021 (im Druck).

[9] Van der Heyden, Ulrich „Die Kolonial- und die Transvaal-Ausstellung 1896/97“, in: ders. / Zeller, Joachim (Hg.), Kolonialmetropole Berlin, Berlin 2002, S. 135-141, hier S. 136.

[10] Kurt, Seyda, „Koloniale Völkerschauen, ‚Es war und ist der rassistische Blick auf nicht-weiße Menschen‘“, In: ze.tt, 29.09.2019.

[11] Ebd.

[12] Seit 2021 ist eine überarbeitete Fassung von „zurückgeschaut | looking back – Die Erste Deutsche Kolonialausstellung von 1896 in Berlin-Treptow“ in der Dauerausstellung des Museum Treptow zu sehen.

[13] Graf von Schweinitz (Hg.), Deutschland und seine Kolonien im Jahre 1896. Amtlicher Bericht über die erste deutsche Kolonial-Ausstellung, Berlin 1897, S. 221.

[14] Kurt, Koloniale Völkerschauen, ‚Es war und ist der rassistische Blick auf nicht-weiße Menschen.

[15] Vgl. dazu: „Deutsches Historisches Museum: „Treptow – Die Deutsche Colonial-Ausstellung von 1896 im Treptower Park““, in: Afrika in Berlin – Ein Spaziergang des DHM, Online abrufbar unter: www.dhm.de [letzter Zugriff: 13.08.2022]

[16] Kurt, Koloniale Völkerschauen, ‚Es war und ist der rassistische Blick auf nicht-weiße Menschen..

[17] Geppert, Weltstadt für einen Sommer: Die Berliner Gewerbeausstellung 1896 im europäischen Kontext, S. 439.

[18] Ebd., S. 446.

[19] Van der Heyden, Die Kolonial- und die Transvaal-Ausstellung 1896/97, S. 135.

[20] Vgl. ebd.; Dreesbach, Gezähmte Wilde“. Die Zurschaustellung ‚exotischer‘ Menschen in Deutschland 1870-1940; Herfert, „Geh’n wir mal zu Hagenbeck…“. Das Hamburger Traditionsunternehmen als Schau-Fenster in die koloniale Welt..

[21] Vgl. Pilcher, Elvira, Rede zur Umbenennung des Gröbenufers, 27.02.2010 Online abrufbar unter: www.frieke.de/bvv_fraktion/themen_und_ags/ayim_ufer/4111537.html [letzter Zugriff: 25.03.2013].

[22] Aly, Götz, „Straßenschänder in Kreuzberg“, in: Berliner Zeitung, 02.02.2010. Online abrufbar unter: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/von-goetz-aly–historiker-strassenschaender-in-kreuzberg,10810590,10696192.html [letzter Zugriff: 27.06.2013].

[23] Van der Heyden, Ulricht, „Gröblicher Rufmord an von der Gröben. Wie eine Straßenumbenennung in Berlin politisch, aber nicht historisch korrekt erfolgte“, in: neues deutschland, 13.06.2009.

[24] Ebd.

[25] Kopp, ‚Mission Moriae‘ – Otto Friedrich von der Gröben und der brandenburgisch-preußische Sklavenhandel, S. 8.

[26] Ebd.

[27] „Kurfürstlicher Auftrag für die Kapitäne Voß und Blonck, 17. Mai 1682“, in: Jones: Brandenburg Sources for West African History, S. 217. Auf Seite 3 seiner Studie zitiert Kopp aus dieser Quelle.

[28] Aly, Straßenschänder in Kreuzberg.

[29] Vgl. Kopp, ‚Mission Moriae‘ – Otto Friedrich von der Gröben und der brandenburgisch-preußische Sklavenhandel, S. 9; Pilcher, Rede zur Umbenennung des Gröbenufers ; Arndt, Susan, Götz Alys Reaktion auf das May Ayim Ufer. Online abrufbar unter: http://www.edition-assemblage.de/tag/may-ayim/ [letzter Zugriff: 04.02.2010].

[30] Kopp, ‚Mission Moriae‘ – Otto Friedrich von der Gröben und der brandenburgisch-preußische Sklavenhandel, S. 9; Pilcher, Rede zur Umbenennung des Gröbenufers, S. 9.

[31] Z.B. Aly, Straßenschänder in Kreuzberg.

[32] Das Gedicht „grenzenlos und unverschämt“ trägt den Untertitel „ein gedicht gegen die deutsche sch-einheit“. Ayim, May, „grenzenlos und unverschämt“ in: dies.: blues in schwarz weiss. gedichte, 4. Auflage, Berlin 2005, S. 61.

[33] Ayim, May, „Das Jahr 1990. Heimat und Einheit aus afro-deutscher Perspektive“, in: dies.: Grenzenlos und unverschämt, Berlin 2005, S. 88-103, hier S. 89.

[34] Ebd., S. 90.

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