Marinemaler Willy Stöwer – Kriegsschiffe zum Sammeln
Begleitend zur Ausstellung „Koloniale Spuren der Industriegeschichte Reinickendorfs“ in der GalerieETAGE wurden auch ausgewählte Objekte in den Räumen der ständigen Ausstellung im Museum Reinickendorf auf ihre kolonialen Spuren und Kontexte untersucht.
Unter Mitwirkung einer Fokusgruppe von Schüler*innen des Thomas-Mann-Gymnasiums (Johanna Grace Ampofo, Amanda Calista Williams, Ibrahim Sow, John Kossi Gbeassor) wurden digitale Interventionen für Besucher*innen entwickelt (Link), die multiperspektivische Blicke auf die Ausstellungsgegenstände eröffnen.
Die Beiträge wurden eingehend überprüft und für die digitale Präsentation überarbeitet. Wir empfehlen zum Einstieg den einleitenden Text zur kolonialen Vergangenheit Reinickendorfs (Link).
Marinemaler Willy Stöwer – Kriegsschiffe zum Sammeln
Willy Stöwer
Bevor der Sohn eines Kapitäns zur Malerei kam, lernte er den Beruf des Schlossers und arbeitete als Techniker für verschiedene deutsche Werften. Hier erhielt er seine ersten Aufträge als Maler und Illustrator. Bekannt wurde er durch seine Plakate, Postkarten, Sammelbilder und Werbeprospekte.
Willy Stöwer war Mitglied des „Deutschen Flottenvereins“. Der Zweck des Vereins war, das Volk für den Ausbau einer kaiserlichen Marine zu begeistern. Auf dem Weg Deutschlands zur Welt- und Kolonialmacht sollte die Marine einen wesentlichen Beitrag leisten. Stöwers Gemälde und Illustrationen trugen dazu bei, die Kolonialpolitik in der Öffentlichkeit populär zu machen.
Kriegsschiffe zum Sammeln
1900 beauftragte der Kölner Schokoladenproduzent Ludwig Stollwerck Willy Stöwer mit der Sammelbildserie Nr. 132 für das Stollwerck-Sammelalbum Nr. 3., Titel der Serie „Die neuen deutschen Kriegsschiffe“. Als Vorlage nutzte Stöwer Fotografien oder entwickelte seine Motive aus seiner Fantasie.
Franz Stollwerck nutzte 1840 erstmalig sogenannte „Bilder-Chocolade“ für Werbezwecke. Es waren gedruckte Bilder im Einwickelpapier der Schokolade. Sein Sohn Ludwig entwickelte die Idee vom Einzelbild zu Sammelbildern weiter. Mit dem Aufstellen von Verkaufsautomaten setzte um 1900 bei Erwachsenen wie bei Kindern eine große Sammelbegeisterung ein. Die Motive reichten von Stadtimpressionen bis hin zu patriotischen Inhalten.
Deutscher Flottenverein
Mit Kaiser Wilhelm II wendet man sich von der bisherigen Außenpolitik Bismarcks ab. „Wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“, so forderte es der Staatsekretär des Auswärtigen Amts Bernhard von Bülow 1897 bei einer Debatte zur Kolonialpolitik. Im Bestreben, Weltpolitik zu betreiben, war eine mächtige Flotte, nach dem Vorbild Großbritanniens, unausweichlich.
Der „Deutsche Flottenverein“ hatte zur Aufgabe, Nutzen und Vorteile einer Kriegsflotte in der Bevölkerung populär zu machen. Bereits ein Jahr nach deren Gründung 1898 in Berlin zählte der Verein fast 80.000 Mitglieder, zu dem Militär- und Kriegsvereine wie auch die Handelskammern gehörten. Bis heute erinnert die „Flottenstraße“ in Reinickendorf an die politische Wirkungsmacht des Vereins.
Claudia Wasow-Kania
Imke Küster
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Zitieren des Artikels
Claudia Wasow-Kania Imke Küster Marinemaler Willy Stöwer – Kriegsschiffe zum Sammeln. In: Kolonialismus begegnen. Dezentrale Perspektiven auf die Berliner Stadtgeschichte. URL: https://kolonialismus-begegnen.de/geschichten/marinemaler-willy-stoewer-kriegsschiffe-zum-sammeln/ (23.11.2024).