Gedächtnistempel eines vergessenen Kolonialisten. Das Mausoleum Kurt Hoffmann auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde

Weitestgehend im Verborgenen lag bisher das 1916 errichtete Mausoleum Kurt Hoffmann auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Güterfelde (Gemeinde Stahnsdorf, Landkreis Potsdam-Mittelmark). Unmittelbar hinter dem berühmten Südwestkirchhof Stahnsdorf gelegen, gehört es zu den größten Grabmonumenten dreier benachbarter Berliner Friedhöfe auf brandenburgischem Boden (Abb. 1). Da der Bedarf an innerstädtischen Bestattungsflächen um 1900 nicht mehr gedeckt werden konnte, wurden sie vor den Toren Berlins angelegt und 1913 mit einer eigenen S-Bahnverbindung vom Bahnhof Wannsee an den Berliner Stadtverkehr angeschlossen.[1] Als zweiter Friedhof eröffnete dort 1914 der „Walfriedhof der Gemeinde Berlin-Friedenau in Gütergotz“ – die damalige Bezeichnung der heutigen Begräbnisstätte.[2]

In der berlin-brandenburgischen Denkmallandschaft zählt das 2005 unter Schutz gestellte Mausoleum Hoffmann zu den eigentümlichsten Grabbauten; aufgrund seiner inneren Ausstattung und der Ansammlung zahlreicher Erinnerungsstücke ist es wohl einzigartig. Insbesondere zahlreiche Inschriften und ein großes Wandgemälde sind Zeugnisse einer vergangenen Epoche. Sie erzählen von Leben und Wirken Kurt Hoffmanns, aber auch von Patriotismus, Kolonialismus und der Lebenswelt einer großbürgerlich-konservativen Schicht zur Zeit des Wilhelminismus. Das selbstbewusste Auftreten des gesamten Bauwerkes, seine Monumentalität und Wehrhaftigkeit verkörpern Pracht und Pathos dieser Zeit, drücken den Gestaltungswillen seiner Erbauerin aus und spiegeln den Charakter des dort beigesetzten Kurt Hoffmann wider.

Das Mausoleum wurde unter starker Einflussnahme seiner Witwe Frieda Hoffmann als Gedächtnistempel geschaffen, in dem gleichzeitig das geschlossene Weltbild des Ehepaares zum Ausdruck kommt. Damit ist das Grabmal über seinen biografischen Bezug hinaus steingewordener Abguss einer Geisteshaltung, die von der „alten Größe“ des Kaiserreiches träumt. Mit seiner unverfälschten Originalität bildet das Mausoleum Hoffmann heute ein einzigartiges Zeitfenster in die wilhelminische Welt.

Auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde blieb das repräsentativ platzierte Mausoleum Hoffmann das einzige seiner Art, im Gegensatz zu etlichen Grabhäusern auf dem benachbarten Südwestkirchhof.

Zur Familie Hoffmann

Kurt Hoffmann wurde am 2. Januar 1853 in Berlin als Sohn des als Ringofen-Erfinders bekannten Friedrich Hoffmann und seiner Ehefrau Bertha geb. Flügel geboren (Abb. 2). Von insgesamt sieben Geschwistern überlebten nur Kurt und seine jüngere Schwester Bertha eine 1855 ausgebrochene Scharlacherkrankung.[3] Zu großem Wohlstand gelangte die Familie durch das erfolgreiche Unternehmertum des Vaters Friedrich Hoffmann. Dieser war zunächst im Eisenbahnbau tätig, widmete sich dann der Ziegelindustrie und erwarb später zahlreiche Unternehmen. Damit gelang der Familie Hoffmann der Zugang in die großbürgerlichen Kreise Preußens.[4]

Kurt Hoffmann studierte Architektur in Berlin und Hannover und absolvierte später eine militärische Ausbildung bei der Eisenbahnbrigade in Berlin. Daneben galt sein Interesse den kolonialpolitischen Bestrebungen des Reiches.[5] Bereits 1886 erwarb er das Okkupationsrecht für einige Gebiete südlich des Flusses Pangani im gerade neu entstandenen Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Ruanda, Burundi).[6] Dessen Begründer Carl Peters, wegen seiner rassistischen Gewaltexzesse 1897 unehrenhaft aus dem Reichsdienst entlassen, war zeitlebens ein enger Freund Kurt Hoffmanns.[7] Im Jahr 1889 verfasste Hoffmann, der in der Deutschen Kolonialgesellschaft sowie politisch gut vernetzt war, eine Denkschrift mit dem Titel „Die Wichtigkeit des Somalilandes und was geschehen muß, um dasselbe für Deutschland zu erhalten“. Gepaart mit einem Überschwang an patriotischer Motivation setzte er die beschriebenen Forderungen in die Tat um und stellte noch im Oktober 1889 eine selbst finanzierte Expedition zur Eroberung „deutscher“ Gebiete in Somalia zusammen. Oftmals gingen diese Art von Expeditionen mit Gewalt gegen die einheimische Bevölkerung einher, basierend auf dem rassistischem Überlegenheitsdenken vieler Europäer. Hoffmanns Unterfangen scheiterte schließlich, woraufhin er die Expedition nach Tanga in Deutsch-Ostafrika lenkte, um dort eine Handels- und Plantagenunternehmung zu gründen.[8]

Nach der Heirat mit Frieda Paukztat im Jahr 1890 stand Kurt Hoffmann den Unternehmungen seines Vaters vor, so etwa den Siegersdorfer Werken in Schlesien, in denen überwiegend Baukeramiken produziert wurden (Abb. 3). 1895 begab er sich erneut nach Tanga in Deutsch-Ostafrika, um dort beim Bau der ersten Eisenbahnstrecke dieser Kolonie das Amt eines Eisenbahnbaudirektors zu bekleiden.[9] Ein Jahr später gründete er ein Pflanzungsunternehmen, das er in den Folgejahren zu einer großflächigen Plantagenwirtschaft ausbaute, etwa für Sisal-Agaven, Mauritiushanf und Kaffee.[10] Die sogenannte Friedrich Hoffmann-Pflanzung erstreckte sich über etliche Quadratkilometer in der Region Useguha im heutigen Tansania. Die dortige Landnahme auf der Grundlage zweifelhafter Verträge sowie die Unterbezahlung der Plantagenarbeiter führte immer wieder zu Konflikten zwischen „Obrigkeit“ und „Untergebenen“. Gegen die Erhebung einer Kopfsteuer und Zwangsarbeit bildete sich, ausgehend vom Süden der Kolonie, eine Allianz unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Ihr gewaltsamer Widerstand richtete sich gegen alle Repräsentanten kolonialer Herrschaft. Die Auseinandersetzungen gipfelten zwischen 1905 und 1907 im sogenannten Maji-Maji-Krieg.[11] Auch Kurt Hoffmann bangte dabei um seinen Landbesitz am Pangani. Er fürchtete, dass sich die Einheimischen mit dem Legen von Bränden an ihm rächen würden.[12] Die deutsche Seite schlug die Bewegung militärisch nieder, zerstörte Dörfer und verbrannte Felder. Insgesamt starben am Krieg und seinen Folgen bis zu 300.000 Menschen.[13]

Stammsitz des Plantagenunternehmens blieb bis zu dessen Verkauf im Jahr 1914 der Kurfürstendamm 26a in Berlin-Charlottenburg.[14] Nach der Veräußerung kehrte das Paar, noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, nach Deutschland zurück. Erlebnisse und Eindrücke dieser Jahre verarbeitete Kurt Hoffmann in zahlreichen Gedichten, die überwiegend von kolonialpolitischer Propaganda und deutschtümelndem Nationalismus gefärbt sind.

Im Selbstverständnis patriotischer Tugendhaftigkeit meldete sich Kurt Hoffmann freiwillig für den Kriegsdienst, wo man den Hauptmann als Chef der Militär-Straßenbau-Inspektion II und als Bataillonsführer einsetzte.[15] Nicht unmittelbar in Kriegshandlungen verwickelt, starb er am 2. März 1915 im nordfranzösischen St. Quentin an Herzlähmung.[16] Die Ehe mit seiner Frau war kinderlos geblieben.

Nach Hoffmanns Tod verfiel seine Witwe in einen regelrechten Totenkult (Abb. 4). Mit dem Bau eines Mausoleums erfüllte sie ihm einen letzten Wunsch.[17] Außerdem hielt sie enge Verbindung in völkisch-nationalistische Kreise wie dem Alldeutschen Verband.[18] Dieser agitierte seit seiner Gründung 1894 für eine aggressive Expansionspolitik und setzte sich nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches für die Wiedererlangung der ehemals deutschen Kolonien ein.

Um zur täglichen Andacht näher am Mausoleum zu sein, erwarb Frieda Hoffmann um 1931 ein Haus in der Stahnsdorfer Fasanenstraße und verließ dazu die herrschaftliche Wohnung am Hohenzollerndamm 28 in Berlin-Wilmersdorf.[19]

Am 2. September 1940 verstarb sie in ihrem Haus in Stahnsdorf an Lungenentzündung und allgemeinem Kräfteverfall.[20] Zur Beisetzung im Mausoleum erschienen keine nahen Verwandten.[21] Ihr gesamtes Vermögen sollte zur Bewahrung des Grabmales eingesetzt werden.[22] 

Das Mausoleum – Eine kurze Baubeschreibung

Das monumentale Mausoleum Hoffmann befindet sich in exponierter Lage am Hauptweg des Waldfriedhofes in unmittelbarer Nähe zur Kapelle. Als zentraler Baukörper mit rechteckigem Grundriss (6 x 8 Meter) wurde es als sogenanntes Einraum-Mausoleum konzipiert. Stilistisch zitiert der vollkommen steinsichtige Bau aus Schlesischem Granit hauptsächlich barocke Formen unter Einbeziehung klassizistischer Elemente. Den oberen Gebäudeabschluss bei rund neun Metern bildet ein hohes Glockendach in Kupferdeckung.

Der Innenraum wird von einer Hängekuppel mit Mosaikdekor überwölbt, zwei Buntglasfenster in den Seitenwänden tauchen ihn in ein diffuses Licht. Wandpaneele aus Granit und Goldinschriften zitieren aus Hoffmanns Gedichten. Raummittig befindet sich die halb in den Boden eingesenkte Gruft von Kurt und Frieda Hoffmann, über die ein segnender Christus seine Arme breitet. Darüber überspannt ein fast zehn Quadratmeter großes Wandgemälde die gesamte Schildfläche der Rückwand – es zeigt Szenen aus dem Leben Kurt Hoffmanns. Im Mausoleum hat sich zudem eine umfangreiche Ansammlung von Erinnerungsstücken aus dem aufgelösten Hausstand Frieda Hoffmanns bewahrt.

Erbauungsgeschichte und Hintergründe

Über einen Zeitraum von sechs Jahren erstreckten sich ab 1915 Planung, Bauausführung und nachträgliche Vervollkommnung des Grabbaus.[23] Höchstes Anliegen Frieda Hoffmanns war die Verherrlichung ihres verstorbenen Ehemannes, wofür sie bereit war, hohe Geldsummen zu investieren.

Mit Kurt Hoffmanns Tod begannen die Planungen zum Bau eines Mausoleums. Zwecks Bauausführung und Aufstellung eines Entwurfs trat Frieda Hoffmann mit der Firma G. Schleicher & Co. in Verhandlung, einem größeren Steinmetzunternehmen für Denkmäler und Erbbegräbnisse mit Hauptsitz in der Lützowstraße 82.

Durch Vertragsabschluss mit der Gemeinde Friedenau vom 1. September 1915 stand fest, dass das Mausoleum Hoffmann auf dem heutigen Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde errichtet werden sollte. Verhandlungen der Bauherrin mit dem Südwestkirchhof waren zuvor gescheitert. [24] Neben dem Erwerb der Grabstätte und der Entrichtung einer jährlichen Erhaltungspauschale wurde vertraglich festgehalten, dass Frieda Hoffmann der Gemeinde Friedenau oder deren Rechtsnachfolgerin nach ihrem Tod eine Summe von 40.000 Mark zur Errichtung einer sogenannten Kurt Hoffmann-Stiftung vermacht. Die Zinsen dieses Kapitals sollten der dauerhaften Instandhaltung des Mausoleums zufließen. Außerdem war vorgesehen, die Grabstätte nach Ablauf der Liegefrist von 150 Jahren am 1. September 2065 erneut zu erwerben, um sie fortwährend zu erhalten.[25]

Der eigentliche Baubeginn des Mausoleums durch Schleicher lag wahrscheinlich im Frühling 1916. Bis Ende August waren die Arbeiten soweit vorangeschritten, dass ein prächtiges Goldmosaik und zwei Bleiglasfenster durch die Firma Puhl & Wagner installiert werden konnten. Allein für die beiden Fenster fertigte das Unternehmen über zehn verschiedene Entwürfe. Nach zähem Ringen mit der Auftraggeberin wurde schließlich ein heute vorzufindendes Palmenmotiv umgesetzt – eine Reminiszenz an Hoffmanns Wirken in Deutsch-Ostafrika (Abb. 5). Auch die Kriegslage wirkte sich auf den Bau aus, so waren z.B. nur Eisen- anstatt Messingrahmen für die Fenster zu bekommen. Ende September 1916 war das Mausoleum fast fertiggestellt. Es passe sich in seiner Bauart den Gebäuden auf dem Waldfriedhof würdig an, urteilte der Friedenauer Lokal-Anzeiger.[26]

Um Hoffmanns Gesinnung auch im Gebäudeinneren Ausdruck zu verleihen, kuratierte Frieda Hoffmann überwiegend patriotische Dichtungen ihres Ehemannes, die sich in den Wandpaneelen wiederfinden. Im Jahr 1905 wurden seine „Deutschen Lieder und Gesänge“ veröffentlicht, posthum sein zweites Werk „Die letzten Lieder“. Die Gemeinde Neuhaus (Amt Neuhaus) beauftragte Hoffmann eigens mit der Dichtung eines „Carl Peters-Liedes“. Für die Deutsche Kolonialgesellschaft verfasste er ein Festlied auf den Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamten Hermann von Wissmann, der als Befehlshaber für die gewaltsame Niederschlagung des Widerstandes der ostafrikanischen Küstenbevölkerung durch deutsche Truppen 1889/1890 verantwortlich war.

Kurt Hoffmann wurde nach etwa sechsmonatiger Bauzeit des Mausoleums schließlich am 25. Oktober 1916 in einem Steinsarkophag in der Gruft beigesetzt.[27] Die Bauabnahme folgte Anfang November 1916; allerdings zeigte sich die Bauherrin mit dem Ergebnis recht unzufrieden – die gesamte Innenraumwirkung erschien ihr zu nüchtern. So beschloss sie eine Erweiterung des Mosaikschmucks ab Juni 1917, wozu Teile des gerade erst fertiggestellten Mosaiks wieder abgestemmt werden mussten.

Als überragendes Element kam 1921 das große Wandgemälde über der Christusstatue hinzu, welches die Innenraumwirkung eindrücklich steigern sollte (Abb. 6). Zur Umsetzung des Werkes beauftragte Frieda Hoffmann den in Berlin ansässigen Maler Christoph Kleinsang, dessen zweite Ehefrau Auguste die Gesellschaftsdame Frieda Hoffmanns war.[28] Um ihre genauen Vorstellungen zu verwirklichen, überließ sie dem Künstler Fotografien als Orientierungshilfe, woraus Kleinsang neun einzelne Bildszenen komponierte, die Hoffmann überwiegend im kolonialen Kontext zeigen. (Abb. 7)

Als beispielhaft für das damalige koloniale Auftreten steht eine Szene, am oberen rechten Bildrand, die wiederum aus verschiedenen Fotografien für das Gemälde collagiert worden war. Zu sehen sind die reißenden Flussläufe des Pangani, oberhalb der gleichnamigen großen Wasserfälle. Das Land um den Flusslauf erwarb Kurt Hoffmann …rechtskräftig von dem damaligen Jumben von Makiniumbi mit Namen Mataika…“, wie er selbst angab.[29] Um Hoffmanns Landbesitz am Pangani kam es um 1905 zu einem Streit mit dem Kaiserlichen Gouvernement in Daressalam. Er fühlte sich vom Gouvernement verfolgt und empfand, dass seine Bestrebungen – aus seiner Sicht letztlich dem Ruhme des Reiches dienend – nicht angemessen gewürdigt worden seien. So schreibt Hoffmann: „Ich habe die kleinen Panganifälle und die nördlich von diesen gelegenen hochinteressanten Stromschnellen selbst entdeckt. Anstatt, wie es nahe lag, dem Entdecker die Benennung freizustellen, nannte man sie, eine in diesem Falle wenig angebrachte Verfügung benutzend, nach dem unbedeutenden Eingeborenendorfe ,Hale‘.[30] Zumindest für die nachträgliche Darstellung auf dem Gemälde konnte sich Frieda Hoffmann durchzusetzen, unterschrieben ist die Szene mit Kurt Hoffmann-Fälle.

Die Schöpfung des Wandgemäldes bildete die letzte Maßnahme der Witwe, das Bauwerk zu einem Gedächtnistempel Kurt Hoffmanns zu vervollkommnen. Für die Zeit nach ihrem Ableben wollte sie das Geschaffene unter allen Umständen bewahrt wissen. Deshalb ergänzte sie ihren ursprünglichen Vertrag von 1915 und nahm im Hyperinflationsjahr 1923 eine Sofortzahlung an den mittlerweile zuständigen Stadtbezirk Schöneberg vor.[31] Ihre Aufstockung um 4 Millionen Mark wurde im Zuge der Geldentwertung bis Jahresende wohl vollständig zunichte gemacht. Um das nötige Kapital doch noch aufzubringen, bestimmte sie kurz vor ihrem Tod 1939, dass ihr gesamter Nachlass, insbesondere das Stahnsdorfer Grundstück, dem Stiftungsvermögen zufließen solle – zur ewigen Erhaltung des Mausoleums.[32] Auch den Hüter des Objekts bedachte sie in ihrem Testament mit einer jährlichen Gratifikation. 150 Reichsmark sollten dem damalige Friedhofswärter Gustav Henning am Geburtstag Kurt Hoffmanns ausgezahlt werden.

Frieda Hoffmann wurde schließlich am 6. September 1940 selbst an der Seite ihres geliebten Ehemannes im Mausoleum bestattet. Ob und wie lange ihrer Verfügung entsprochen wurde, ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Mit dem Vordringen der Roten Armee kam es bereits 1945 zu einigen mechanischen Beschädigungen und zur Beraubung des Innenraums.[33] Weitere Beeinträchtigungen an diesem beeindruckenden Bauwerk entstanden hauptsächlich aufgrund mangelnder Pflege und einer bis heute ungeklärten Zuständigkeit.

Ausblick

Für Frieda Hoffmann war mit dem Bau des Mausoleums das Denkmal einer großen Liebe entstanden. Gleichzeitig kommt in der persönlichen Gestaltung der Grabstätte die Geisteshaltung des Ehepaares zum Ausdruck – vor allem transportiert durch das Wandgemälde. Hierbei wird nicht nur die Klage um den Verlust einer Person verbildlicht, sondern unterschwellig die Trauer um den Untergang einer ganzen Epoche. Das Gemälde vermittelt den Abglanz dieser für die Hoffmanns glorreichen Zeit und überliefert deren selbstherrliches Auftreten als Akteure des deutschen Kolonialismus. Das Bauwerk mit seiner Ausstattung bildet in all seinen Fassetten ein Psychogramm wilhelminischen Denkens und ist durch seinen uneingeschränkten Originalzustand ein außergewöhnliches Zeugnis von Patriotismus, Nationalismus und Kolonialismus mit hohem Denkmalwert.

Die Erhaltung des Mausoleums Hoffmann hängt wesentlich davon ab, welchen gesellschaftlichen Stellenwert kolonialen Denkmälern wie diesem eingeräumt wird. Es für die Nachwelt zu bewahren, könnte auch im Sinne einer kritischen Erinnerungspolitik von großem Wert sein.

provided by Charlottenburg-Wilmersdorf

Abb. 1 Nordost-Seite des Mausoleums Hoffmann mit dem Eingangsportal, Berlin, 2021, Fotografie, Alexander P. Gütter.

Abb. 2 Kurt Hoffmann im Uniformrock kurz vor seinem Tode, um 1914, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, Fotografie, Alexander Möhlen, Hof-Fotograf in Hannover.

Abb. 3 Frieda Hoffmann, um 1910, Fotografie, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf.

Abb. 5 Frieda Hoffmann vor ihren Erinnerungsstücken an Kurt Hoffmann, Weihnachten 1927, Fotografie, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf.

Abb. 6 Buntglasfenster der Firma Puhl & Wagner, Berlin, 2020, Fotografie, Alexander P. Gütter, bearbeitet.

Abb. 7 Blick auf die Südwestwand bei mittig geschnittener Kuppel, Berlin, 2020 [Die Nummerierungen beziehen sich auf die einzelnen Szenen des Wandgemäldes.] Fotografie, Alexander P. Gütter.

Abb. 8 Gemäldeszene 4: Kurt Hoffmann (rechts) mit Frieda Hoffmann (mittig) und einer Gästin (links) am Flusslauf des Pangani, Berlin, 2020, Fotografie, Alexander P. Gütter.

Abb. 9 Kurt und Frieda Hoffmann (rechts) mit Gästen am Flusslauf des Pangani, um 1910, Fotografie, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf.

Alexander Paul Gütter

ORT

Waldfriedhof der Gemeinde Berlin-Friedenau in Gütergotz

HEUTE

Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde (Potsdamer Damm 11, 14532 Stahnsdorf OT Güterfelde)

Zitieren des Artikels

Alexander Paul Gütter: Gedächtnistempel eines vergessenen Kolonialisten. Das Mausoleum Kurt Hoffmann auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde. In: Kolonialismus begegnen. Dezentrale Perspektiven auf die Berliner Stadtgeschichte. URL: https://kolonialismus-begegnen.de/geschichten/gedaechtnistempel-eines-vergessenen-kolonialisten-das-mausoleum-kurt-hoffmann-auf-dem-wilmersdorfer-waldfriedhof-gueterfelde/ (09.11.2022).

Literatur & Quellen

[1] Vgl. Hahn, Peter: Berliner Friedhöfe in Stahnsdorf. Geschichte. Geschichten. Personen. Badenweiler: 2010. Oase Verlag. S. 26-32.

[2] Vgl. Stadt Berlin (Hg.): Verwaltungsbericht der Gemeinde Berlin-Friedenau umfassend die Jahre 1914–1916. Berlin: 1917. S. 36f.

[3] Vgl. Rozanski, Karola/Schyia, Lothar: Zum 200. Geburtstag des Gröninger Erfinders Friedrich Eduard Hoffmann 18.10.1818–03.12.1900. Gröningen: 2018. Ralf Staufenbiel. S. 21f.

[4] Vgl. Schyia, Lothar: Gut Brand! Der Siegeszug des Ringofens Friedrich Eduard Hoffmann 1818–1900. Nestor der Ziegelindustrie. Suderburg-Hösseringen: 2000. Edition: anderweit Verlag. S. 19ff.

[5] Vgl. Reinfels, Hans/Wrede, Richard: Das geistige Berlin. Eine Encyklopädie des geistigen Lebens von Berlin, Band 1. Berlin 1897. S. 196.

[6] Vgl. Brief vom 13.10.1906. Bundesarchiv Berlin (BArch), R1001 Reichskolonialamt, Signatur R1001/522, Sachakte 1905–1915. S. 1.

[7] Vgl. Brief vom 29.01.1912. BArch, N2223 Carl Peters, Signatur N2223/16, Sachakte 1912. S. 1.

[8] Vgl. Weidmann, Conrad: Deutsche Männer in Afrika. Lexicon der hervorragendsten deutschen Afrika-Forscher, Missionare etc. Lübeck: 1894. Verlagsbuchhandlung Bernhard Nöhring. S. 58.

[9] Vgl. von Reinfels/Wrede 1897: S. 196.

[10] Vgl. Brief vom 13.10.1906. BArch, R1001 Reichskolonialamt, Signatur R1001/522, Sachakte 1905-1915. S. 1.

[11] Vgl. Gottschalk, Sebastian/Hartmann, Heike: Der Maji-Maji-Krieg. In: LEMO – Lebendiges Museum Online, 2017. Online verfügbar: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik/maji-maji-krieg.html (Zugriff:17.01.2022).

[12] Vgl. Brief vom 15.10.1905. BArch, R1001 Reichskolonialamt, Signatur R1001/522, Sachakte 1905–1915. S. 5.

[13] Vgl. Speitkamp, Winfried: Deutsche Kolonialgeschichte. Stuttgart: 2014. Reclam. S. 133.

[14] Vgl. Hermannstädter Bürger- und Gewerbeverein (Hg): Adressbuch für Deutsch-Ostafrika. Nach amtlichen Quellen bearbeitet. Berlin: 1913. H. Paetel Verlag GmbH. S. 26.

[15] Vgl. Vossische Zeitung. Königlich privilegierte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Berlin: 1911–1934. Morgenausgabe vom 06.03.1915. S. 7.

[16] Vgl. Sterbeurkunde Kurt Johannes Hoffmann vom 30.03.1915. Landesarchiv Berlin, Sterberegister Berlin-Wilmersdorf Nr. 453/1915.

[17] Vgl. Friedenauer Lokal-Anzeiger. Friedenauer Zeitung. Unparteiische Zeitung für kommunale und bürgerliche Angelegenheiten. Organ für den Friedenauer Ortsteil von Schöneberg und Bezirksverein Südwest. Berlin: 1894–1920. Nr. 207. 03.09.1915. S. 2.

[18] Interview des Verfassers mit Ziebura, Katharina am 18.06.2020 sowie 03.07.2020.

[19] Ab 1932 ist Frieda Hoffmann nicht mehr im Berliner Adressbuch nachweisbar.

[20] Vgl. Sterbeurkunde Frieda Marie Hoffmann geb. Paukztat vom 03.09.1940. Kreisarchiv Potsdam-Mittelmark, Sterberegister Stahnsdorf Nr. 32/1940.

[21] Interview des Verfassers mit Ziebura, Katharina am 18.06.2020 sowie 03.07.2020.

[22] Vgl. Testament Frieda Hoffmanns Nr. 242 Jahr 1939 des Notariats-Registers, Notar Hans Astflack. 14.09.1939. Privatarchiv Ziebura, Kathariana: Sammlung von Fotografien und Dokumenten 1880–1950.

[23] Die Bauentwicklung konnte hauptsächlich durch die Dokumente des Puhl & Wagner-Archivs der Berlinischen Galerie rekonstruiert werden. Ordner-Nr. 315: 1913–1920 und Ordner-Nr. 56: 1912–1914.

[24] Vgl. Friedenauer Lokal-Anzeiger. Nr. 207. 03.09.1915. S. 2.

[25] Vgl. Stadt Berlin (Hg.): Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin. Berlin: 1923, S. 337f.

[26] Vgl. Friedenauer Lokal-Anzeiger. Nr. 224, 22.09.1916, S. 1.

[27] Vgl. Beerdigungsbuch des Friedenauer Waldfriedhofes. Grünflächenamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedhofsverwaltung, Nr. 349/1915.

[28] Interview des Verfassers mit Ziebura, Katharina am 18.06.2020 sowie 03.07.2020.

[29] Vgl. Brief vom 15.10.1905. BArch, R1001 Reichskolonialamt, Signatur R1001/522, Sachakte 1905–1915. S. 9.

[30] Brief vom 15.10.1905. BArch, R1001 Reichskolonialamt, Signatur R1001/522, Sachakte 1905–1915. S. 10.

[31] Vgl. Stadt Berlin (Hg.): Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin. Berlin: 1923. S. 337f.

[32] Vgl. Testament Frieda Hoffmanns Nr. 242 Jahr 1939 des Notariats-Registers, Notar Hans Astflack. 14.09.1939. Privatarchiv Ziebura, Kathariana: Sammlung von Fotografien und Dokumenten 1880–1950.

[33] Vgl. Denkmalbeurteilung Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. 10.03.2005. S. 2.

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